Jetzt die FAIE App kostenlos herunterladen und von vielen Vorteilen profitieren!
Bis 17.12.2023 bekommst Du -15% auf das gesamte Haushalt, Natürlich Gesund und Spielzeug Sortiment!
FAIE faiert 60 Jahre! Schnapp Dir jetzt unseren Jubiläumsrabatt und somit -16% auf das gesamte Sortiment! Vorteilscode: JAHRE60CH

Wildschäden - richtig reduzieren

Quelle: landwirt.com

Wildschäden sind ein Ärgernis zwischen Jägern und Waldbauern, bei dem mehr denn je Zusammenarbeit statt Zwist gefragt ist. Neben der jagdlichen Regulierung des Wildbestandes führen auch geeignete waldbauliche Maßnahmen zu einer Reduktion von Schäden durch Schalenwild.

Es liegt in der Natur von Reh und Hirsch, sich ausschließlich von Pflanzen zu ernähren. Darunter fallen auch wirtschaftlich wichtige Waldbäume. Ob nur ein „Wildeinfluss“ oder schon ein „Wildschaden“ besteht, hängt von der Zielsetzung des Waldbewirtschafters ab. Wenn beispielsweise in einer Naturverjüngung ein 20-prozentiger Tannenanteil gewünscht ist, die Tanne aber wegen selektivem Verbiss komplett ausfällt, dann ist von einem Schaden zu sprechen. Es ist Aufgabe der Jäger dafür zu sorgen, dass der Wildbestand an die wirtschaftliche Tragfähigkeit des jeweiligen Lebensraums angepasst ist. Ein Zitat von Ulrich Scherping, langjähriger Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jagdverbandes (DJV), lautet: “Die Verbesserung der Äsungsverhältnisse im Wald ist solange zwecklos, als es nicht gelungen ist, den Wildbestand auf das Maß herabzusetzen, das für den derzeitigen Zustand des Waldes tragbar ist.“ Außerdem reagiert Wild auf mehr und bessere Äsung mit höherem Zuwachs. Das heißt, dass eine qualitative Verbesserung des Lebensraumes nicht automatisch zu weniger Wildschaden führt. Dies ist nur dann der Fall, wenn die Jäger den zusätzlichen Zuwachs abschöpfen. Die Reduktion vorhandener Wildschäden wird nur dann gelingen, wenn eine größere Anzahl an Tieren erlegt wird als geboren. 

 

Licht ist entscheidend

Waldbau ist ein „Spiel mit dem Licht“. Ausreichend Licht ist neben Wasser und Nährstoffen der entscheidende Faktor für das Wachstum der Pflanzen. Sterbendes Laubholz in einer Fichtendickung, die nicht durchforstet wurde, oder absterbende Eichenkeimlinge unter einem wieder zuwachsenden Altholzschirm dürfen nicht Rehen und Hirschen angelastet werden.

Obwohl wir über den Lichtbedarf der Bäume Bescheid wissen, sind unsere Wälder häufig viel zu dunkel. Die Bäume stehen viel zu dicht,

  • um eine ausgezeichnete Standfestigkeit - Stichwort H/D-Wert - aufzuweisen.
  • um ausreichend in die Dicke zu wachsen und damit Sägerundholz zu produzieren.
  • um eine Mischung mit Lichtbaumarten wie Lärche, Kiefer oder Eiche zu erhalten.
  • um lichtbedürftige Baumarten zu verjüngen.
  • um interessante Äsung für das Wild zu schaffen.

 

Eine attraktive Äsung kann nur dort gedeihen, wo auch ausreichend Licht bis zum Boden fällt. Es gilt auch zu bedenken, dass ab 1,3 bis 2,0 Meter Höhe die Baumäsung für unsere heimischen Schalenwildarten in der Regel nicht mehr verfügbar ist. Aber Achtung, es gibt scheinbar überaltete Bestände, die sich trotz ausreichender Auflichtung nicht verjüngen und wo außer Reitgras oder Brombeere kaum etwas wächst. Bei genauer Betrachtung entpuppt sich das Problem als ein zu hoher Wildstand, der eine rasche und zügige Waldverjüngung unmöglich macht. Keimlingsverbiss ist übrigens am besten durch das Aufstellen von Kontrollzäunen nachweisbar. Der Waldbauer beeinflusst durch sein "Spiel mit dem Licht" und der Jäger durch seine Bejagung den Lebensraum, und gemeinsam schaffen sie so Orte zur Äsungsaufnahme, Rückzugsräume zum Ruhen und Brut- und Setzmöglichkeiten. Dadurch werden Wildschäden gemeinschaftlich reduziert. 

 

Naturverjüngung anstreben

Der Naturverjüngung ist bei geeigneten Herkünften der Zielbaumarten im Altbestand der Vorzug zu geben. Bei hohen Stammzahlen von 10.000 bis 500.000 Stück pro Hektar in der Verfüngung bieten diese ausreichend Äsungsmöglichkeiten fürs Wild, ohne dass daraus ein wirtschaftlicher Schaden resultiert. Anzustreben ist eine kleinstrukturierte Verjüngung, um in der Folge großflächige, einförmige Dickungen zu vermeiden. Diese würden wenig Äsung bieten und sind schwer zu bejagen. Für einen künftigen "klimafitten Wald" spielen Tanne und Eiche eine wichtige Rolle. Beide sind jedoch Baumarten, die das Wild bevorzugt äst. Dazu kommt, dass Rehe eine Vorliebe für seltene Arten zeigen. So kann bereits ein relativ geringer Wildbestand eine Tannenverjüngung unmögich machen.

Auch in diesem Fall ist Zusammenarbeit gefragt:

  • Wildbestand absenken
  • Altbestand tannengerecht, sanft vorlichten
  • Verjüngungsflächen anhaltend bejagen (Schwerpunktbejagung)
  • Schützen Sie im Herbst notfalls die Terminaltriebe der Tannen. Bei Tanne ist primär der Winterverbiss, bei Ficht der Verbiss im Sommer ein Problem.

 

Durch gutes Timing der Verjüngungshiebe oder anderer Holzerntearbeiten wird ein größeres Angebot an Äsung bereitgestellt und so der Verbissdruck reduziert. Die Winterschlägerung speziell von Tannen und Laubholz bringt eine zusätzliche Knospenäsung in der Zeit des Nahrungsengpasses. Fallen dazu auch noch Misteln an, sind diese eine besonders gern angenommene, wertvolle Äsung.

Bei der Aufforstung werden bei Nadelholz je nach Baumart 1.500 bis 3.500 Stück/ha, bei Laubholz bis zu 10.000 Stück/ha gepflanzt. Bedingt durch diese, verglichen mit der Naturverjüngung, geringen Stammzahlen kann schon bei geringem Wildeinfluss ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Häufig werden verjüngte Flächen zu spät durchforstet. Daher sind weitere Pflanzenverbände günstiger für die spätere Bestandesstabilität und lassen zudem Spielraum für natürlichen Anflug. Belassen Sie zwischen den Pflanzenreihen aufkommende Mischbaumarten. Daraus resultieren häufig sehr schöne Mischbestände.

Bessern Sie auch nicht jeden abgestorbenen Baum nach. Vor allem Lichtbaumarten holen den Rückstand nie mehr auf. Bei der Pflege der Kulturen sollte nur ausgemäht werden, wenn es wirklich notwendig ist. Kommt Himbeere vor, ist dies eher eine Fleißarbeit. Sträucher und Füllhölzer sollten als Verbissgehölz und zum Verfegen stehen bleiben. Wildschutzzäune sollten Sie nur in Ausnahmefällen aufstellen. Zäune sind teuer, engen den Lebensraum ein und erhöhen den Druck auf die verbleibenden Verjüngungsflächen. Bauen Sie alte Zäune ab, um die Flächen dem Wild als Äsung und Deckung wieder freizugeben.

 

Pflegegassen als Schussschneisen

Bei der Dickungspflege erfolgt eine sogenannte Negativauslese. Der Blick richtet sich primär auf Bäume schlechter Qualität, die entnommen werden und im Bestand liegen bleiben. Die am Boden liegenden Bäume behindern das Schalenwild in seiner Mobilität. Dies führt dazu, dass es vor allem Dickungsränder bevorzugt als Einstand aufsucht. Der Bestand selber ist weniger attraktiv, um geschält zu werden. Achten Sie bereits bei der Läuterung darauf, dass Mischbaumarten im Bestand verbleiben. Was nützt der schönste Verjüngungserfolg, wenn dann die Mischbaumarten zugunsten einer einzigen Baumart entfernt werden.

Große Kalamitätsflächen bilden sehr homogene, schwer bejagbare Einheiten. Auch das Wild erkennt solche jagdlichen Ruhezonen schnell und stellt sich gerne dort ein, was wiederum zu Wildmassierungen und in weiterer Folge zu Schäden auf benachbarten Flächen führen kann. Um überschaubare Pflegeeinheiten zu schaffen, sollten Sie relativ bald breitere Pflegegassen anlegen, die auch als Schussschneisen genutzt werden können.

Gleichmäßige, dicht geschlossene Nadelholzstangenhölzer bieten zwar einen guten Sichtschutz, sind für das Wild aber meist ohne Äsung. Das Freistellen der Bäume begünstigt deren Dickenwachstum, die Rinde wird grober. Dadurch verliert der Baum rascher seine "Schälattraktivität". Zudem gelangt wieder Licht auf den Boden, sodass auch dort wieder Äsung zur Verfügung steht. Auch bei der Durchforstung sollten Sie darauf achten, dass ausreichend Mischbaumarten im Bestand verbleiben. Eine Laubholzbeimischung verbessert das Äsungsangebot vor allem im Frühjahr. Bei fruchttragenden Bäumen wie Buche und Eiche ist die so wichtige Herbstäsung für die Zukunft gesichert.

 

Waldrand und Daueräsungsflächen gestalten

Optimal ist ein gegliederter, wellig verlaufender Waldrand mit ausgeprägter Strauchschicht. Fruchttragende Laubhölzer wie Buche, Eiche, Vogelbeere und (Wild-)Obstbäume verbessern zusätzlich die Äsungsbasis. Einzelne Exemplare können Sie regelmäßig auf den Stock setzen. Dem Wild stehen dadurch Knospen dauerhaft als Äsung zur Verfügung. Borkenkäferbefall oder Sturm- und Eisbruch können Ausgangspunkt für die aktive Bewirtschaftung eines Waldrandes sein.

 Für eine effektive Bejagung sind offene Stellen im Wald vorteilhaft. Daher sollten Sie überlegen, ob Sie wirklich jede noch vorhandene Waldwiese aufforsten. Die Begrünung von Straßenböschungen verstärkt nicht nur die Stabilität der Böschung, sondern es werden auch Äschungsflächen fürs Wild geschaffen. Selbiges gilt für die Einsaat momentan nicht gebrauchter Lagerplätze. Durch die Düngung mit Phosphor und Kali fördern Sie das Wachstum von Klee und Kräutern. Für das Wild interessanter und wertvoller sind meherere kleine, räumlich verteilte Äsungsflächen als wenige sehr große. So mancher Jäger ist durchaus bereit, bei der Betreuung solcher Flächen mitzuwirken.

 

Wasser und Ruhe für das Wild

Der Wert und die besondere ökologische Bedeutung von Wasser- und Feuchtstellen im Wald werden oft unterschätzt. Das Vorhandensein von Wasserstellen ist fürs Wild und auch für kleinere, jagdlich nicht interessante Tiere wichtig. Auf einen Erhalt solcher Stellen sollte daher vor allem auch aus ökologischer Sicht Wert gelegt werden. Planen Sie neue Wasserstellen beim Neubau bzw. Umbau von Forststraßen mit ein.

In Ackerbaugebieten mit geringem Waldanteil kann eine Entlastung der Waldflächen gelingen, wenn auch im Winter Deckung und Äsung auf den Feldern vorhanden ist. Das Rehwild äst und bleibt länger im Feld, der Verbissdruck im Wald sinkt. Ruhe rund um diese "Ablenkungsflächen" ist wichtig. Damit Wild nicht zu Schaden geht, ist vor allem im Winter Ruhe eine Grundvoraussetzung. Ständige Beunruhigung macht das Wild nicht nur nachtaktiv, sondern schränkt auch den Lebensraum massiv ein. Auf den verbleibenden ruhigen Rückzugsgebieten massiert sich das Wild und kann Schäden anrichten.

Bei der Plandung von Schiabfahrten, Loipen, Mountainbikerouten und anderen potenziellen Störquellen sollten Grundeigentümer und Jäger gemeinsam ihre Ortskenntnis und Erfahrung einbringen. Freizeitnutzer müssen gemeinsam über die Wirkung ihres Handelns aufgeklärt werden. Viele wissen gar nicht, was eine unbedachte Schiabfahrt im Winter bewirken kann - Stress fürs Wild und damit einhergehend Wildschäden am Wald.

 

Mit Motorsäge und Gewehr

Wenn wir unsere Bewirtschaftung von Grund und Boden auf Dauer gegenüber der Gesellschaft rechtfertigen und erhalten wollen, dann ist Kooperation zwischen Jägern und Grundeigentümern das Gebot der Stunde. Probleme müssen wir gemeinsam konsensorientiert intern lösen. Jagdliche und waldbauliche Ziele müssen sich dabei nicht im Wege stehen. Ein gemeinsamer Slogan könnte lauten: "Dank Motorsäge und Gewehr gehen Wald und Wild schadensfrei einher." 

Zuletzt angesehen